So, weiter gehts (noch etwas allgemeiner zu QS an GSX-R):
Verbaut man einen QS, gibt es verschiedene Möglichkeiten das zu tun. Bei manchen Geräten werden Kabelbäume durchtrennt, bei anderen angezapft und bei wieder anderen neue Kabelbäume zwischengesteckt. In der Regel gibt es zwei Möglichkeiten den Antrieb eines modernen Motorradmotors schnell, nicht verzögert und effektiv für Sekundenbruchteile zu unterbrechen. Im einen Fall wird dabei die Einspritzung unterbrochen, im anderen Fall die Zündung - oder eben beides. Im Folgenden werde ich immer von der Zündunterbrechung sprechen.
Die meisten "bezahlbaren/günstigen" (wie auch immer man das definiert) QS unterbrechen die Zündung für ein definiertes Zeitfenster. Der Impuls zur Auslösung erfolgt dabei über einen Schaltkontakt im Schaltgestänge. Wird der Kontakt betätigt (der Schalthebel gezogen/gedrückt), so unterbricht die Elektronik des QS die Zündung für x-Millisekunden. Das Unterbrechen der Zündung beendet mit sofortiger Wirkung die Zugkraft des Motors durch die Verbrennung. Das Getriebe wird nicht mehr belastet - es ist lastfrei - und problemlos kann ein anderer Gang reingedrückt werden. Dies passiert hoffentlich innerhalb der definierten Unterbrechungszeit! Es gibt nämlich bei den meisten QS keine Sensoren, die den Schaltvorgang überprüfen. Nach Ablauf der Zeit wird die Zündung blind wieder freigegeben. Ist dabei zu sanft am Schalthebel agiert worden, ein Gang noch nicht ganz drinnen (die Zahnräder nur halb ineinandergeschoben), so kann es zu Schäden am Getriebe kommen. Denn die Drosselklappe steht dank des voll geöffneten Gashahns noch offen und anhand der Drosselklappenstellung werden auch direkt wieder große Mengen Benzin eingespritzt und gezündet.
Aber halt, da hat sich doch ein Fehler eingeschlichen! Mit Unterbrechen der Zündung ist das Getriebe NICHT sofort und durchgehend immer lastfrei bis die Zündung wieder einsetzt. Was passiert eigentlich beim Schalten?
Auch wenn der Motor nicht mehr zündet, so ändert sich beim Schalten vom einen Gang zum anderen die Drehzahl. Im Normalbetrieb sinkt die Drehzahl, durch Zurückdrehen des Gashahns bei gleichzeitigem Betätigen der Kupplung, bis in den Leerlauf ab. Ist ein neuer Gang eingelegt, so wird die Drehzahldifferenz zwischen Motor und Getriebe (Radseite bzw. Rollgeschwindigkeit) mittels der Kupplung wieder angepasst. Beim Einkuppeln geht der Motor vom Leerlauf (oder wo auch immer die Drehzahl war) auf die nun passende Drehzahl in Bezug auf den eingelegten Gang und die gefahrene Geschwindigkeit. Hat der Motor schneller gedreht, wird beim Einkuppeln Energie zum Rad transportiert und ggf. ruckartig beschleunigt. War die Drehzahl besonders niedrig (z. B. Leerlauf) wird die benötigte Energie zum Beschleunigen des Motors auf die notwendige Drehzahl aus dem Hinterrad/Antriebsstrang bezogen und dadurch das Hinterrad gebremst. Ohne Anti-Hopping-Kupplung kann es dabei zum Rutschen (gefühltem Blockieren) des Hinterrades kommen.
Bei einem Gangwechsel greifen also auch beim Schalten mit Kupplung einige Kräfte an. Lediglich beim Schalten mit Zwischengas und viel Gefühl (oder elektronischer Steuerung) kann die Drehzahl in dem Zeitfenster zwischen Herausnehmen des alten und Einlegen des neuen Gangs schon so angepasst werden, dass nahezu keine Kraft mehr über die Kupplung übertragen werden muss. Auf diesen Fall „spekulieren Quickshifter“. Doch wie im obigen Post schon erwähnt, arbeiten viele QS mehr grob geschätzt als wirklich gut, weshalb trotzdem große Kräfte während des Schaltvorganges vom Getriebe aufgenommen werden müssen. Dann von lastfreiem Schalten zu sprechen ist eher gewagt.
Wird ohne Kupplung geschaltet, sollte wirklich alles stimmen. Andernfalls leidet das Getriebe erheblich und nimmt ggf. schnell Schaden. Im Falle eines QS muss bedacht werden, dass bei der Drehzahlanpassung die Energiemenge und somit die Belastung des Getriebes von mehreren Faktoren abhängt. Zum Einen benötigt der Motor dank der Massenträgheit für das Bremsen bzw. zum ausdrehen lassen der rotierenden Masse (Kurbelwelle mit Pleulen und Kolben und Schwungmasse wie z. B. der Lichtmaschine) eine gewisse Zeit. Diese hängt natürlich von der Masse selbst und der Reibung oder Art der Bremsung ab. Außerdem stellt sich die Frage von welcher vorherigen auf welche gewünschte Drehzahl beschleunigt werden soll. Wird also vom 1. in den 2. Gang geschaltet, also z. B. von 13.500 U/min auf 8000 U/min ist sehr viel mehr Energie abzubauen als bei 13.500 U/min vom 5. in den 6. Gang zu 12.000 U/min. Der Gangwechsel vom 1. in den 2. Gang benötigt also auch mehr Zeit als der vom 5. in den 6. Gang bei gleicher Ausgangsituation der vorherigen Drehzahl. Analog dazu kann mit dem gleichen Motor bei niedrigeren Drehzahlen jedoch schneller zwischen den gleichen Gängen hin und her geschaltet werden.
Hersteller mancher QS begegnen dem Problem mit variablen Unterbrechungszeiten statt einer globalen Unterbrechungszeit für alle Gangwechsel. So kann für jeden Gangwechsel 1 -> 2; 2 -> 3; usw. eine eigene Unterbrechungszeit definiert werden. Diese Unterbrechungszeit ist jedoch für den Fall bei Volllast und maximaler Drehzahl vorgesehen und berücksichtigt das Schalten bei niedrigeren Drehzahlen nicht. Die häufig in Fachmagazinen zu lesende Kritik „der Schaltautomat funktioniert am besten bei Vollgas“ kommt also nicht von ungefähr (oder eben doch bzw. gerade deswegen, weil die Zeiten eben nur so ungefähr und nur für einen Fall sind). Ein richtig guter QS sollte also ein bisschen mehr können.
Ein Ansatz dem quicken Shiften ähm schnellen Schalten professioneller zu begegnen, ist es zunächst den Schaltwunsch näher zu spezifizieren. Statt eines simplen Kontaktes kann ein Sensor verwendet werden, der nicht nur den Schaltwunsch erkennt, sondern auch die Kraft des Bedieners am Hebel misst. Statt die Zündung immer mit der gleichen definierten Zeit zu unterbrechen, kann die Unterbrechungszeit von mehreren Faktoren abhängig gemacht werden. Solche Faktoren können Drehzahl, Gang und/oder die Überwachung des Schaltvorganges anhand eines Positionssensors am Schaltgestänge sein. Damit wird die Möglichkeit eröffnet ein zu langsames Schalten zu erkennen und die Zündung erst später freizuschalten, oder auch besonders schnelle Schaltvorgänge zu erkennen und ggf. sogar besonders früh wieder ans Gas zu gehen.
Inwiefern welcher QS welche Kriterien erfüllt, muss jeder Käufer für sich selbst herausfinden/erfragen. Da ich kein Geld für meine Posts hier bekomme und auch keinen Sponsor habe, werde ich folglich nur über meine Gedankengänge und den von mir gekauften QS berichten.
Wie immer sind Fragen und ggf. auch Korrekturen erwünscht!