Voller Ersatz auch bei "getragener" Motorradkleidung

[Sam]

Ein Urteil, das uns zweifelsfrei alle freuen wird:

AG Essen, Urt. v. 23.08.2005, Az. 24 C 436/04
Wegen der langen Lebensdauer von Motorradkleidung ist bei der Ersatzberechnung f?r eine unfallbesch?digte und nur 5 Monate alte Motorradkleidung ein Abzug neu f?r alt nicht vorzunehmen.

Aus den Gr?nden:
Ein Abzug neu f?r alt ist hingegen nicht vorzunehmen. Zwar ist grunds?tzlich zutreffend, dass beim Ersatz einer gebrauchten Sache durch eine neue dies zu einer Werterh?hung beim Gesch?digten f?hren kann. Dazu muss sich aber die Werterh?hung f?r den Gesch?digten g?nstig auswirken (Palandt, BGB, Kommentar, 63. Auflage, vor ? 249, Rdnr. 146 m.w.N.). Ber?cksichtigt man hier die lange Lebensdauer von Motorradkleidung einerseits und die kurze Besitzdauer beim Kl?ger andererseits, dann w?rde sich der Ersatz von langlebiger Motorradkleidung nach rund 5 Monaten nicht g?nstig f?r ihn auswirken, da die Kleidung bis dahin zur ?berzeugung des Gerichtes nicht me?bar an Wert verloren hatte.

 

[Raiden]

Uff.. Paragraphen... Kannst du mir das mal verst?ndlich erkl?ren Sam??

Bei mir ist aktuell etwas ?hnliches der Fall:

Bei meinem Unfall wurde meine hochwertige und damals sehr teure Dainese Kombi zerst?rt. Das Teil hat aber bestimmt schon, naja, 10 Jahre aufm Buckel...

Wie wird hier jetzt berechnet/entschieden werden... Die Wiederbeschaffungskosten einer gleichartigen Kombi d?rften sich auf ca. 800 €uro belaufen... Diesen Wert hat eine so alte Kombi aber bei Weitem nicht mehr...

 

[Sam]

Ich versuchs mal verst?ndlich darzulegen

Grundsatz: Wird bei einem Unfall etwas besch?digt ist es vollst?ndig zu ersetzen (m.a.W.: geschuldet ist der Zustand der best?nde, w?rde man sich das Unfallereignis wegdenken)

Zu ber?cksichtigen ist hier nat?rlich, dass durch den Gebrauch einer Sache diese wiederrum an Wert verliert.
Da der Sch?diger nun aber schlecht die Sache (wenn sie irreparabel ist) wiederbeschaffen kann ist der Gebrauchsvorteil (also der Neuwert der Sache minus dem Wert der Sache im Istzustand direkt vor dem Unfall) abzuziehen. Der Jurist nennt dies einen Abzug Neu f?r Alt.

Grunds?tzlich ist dieser Abzug bei allem was verschleisst vorzunehmen.

Das Gericht hat aber in obigem Fall den Abzug Neu f?r Alt verneint, weil Motorradkleidung idR lange "lebt" und zum Zeitpunkt des Unfalls (6 Monate nach Kauf) wohl noch kein Verschlei? (also kein Vorteil des Eigent?mers den er sich allein aufgrund des Gebrauchs (tragen) der Sache zurechnen lassen muss) messbar sei.

Ich pers?nlich w?rde in einem solchen Fall auch noch anf?hren, dass bei Motorradkleidung die Schutzfunktion im Vordergrund steht, und diese ?ber Jahre hinweg durch tragen kaum beeintr?chtigt wird.

Wie nun dieser Abzug Neu f?r Alt und wann er vorzunehmen ist, ist wieder dem Richter ?berlassen. Hier kommt es auf die Argumentation und ?berzeugungskraft des Anspruchstellers an, denn Richtwerte wird es hier kaum geben.

Als Merkposten kann gelten: Je ?lter ein Verbrauchsgegenstand ist, desto h?her wird der Abzug sein.

 

[Raiden]

Verstanden!! Danke dir