Ich fahre ja ebenfalls eine Kilo L3 auf der Rennstrecke. Für meinen Geschmack lässt sich die Bremse sehr schön dosieren und der Reibwert der Beläge ist klein genug um auch im nassen oder im Straßengebrauch zart bis in hohe Schräglagen bremsen zu können. Einer 2017er S1000RR kann man mit dem kleinen Finger das Vorderrad auf trockenem Asphalt blockieren, so hart beißt die Bremse zu. Klar, zum krassen Anbremsen auf der Renne ist das geil, dafür muss man damit aber auch umgehen können, entsprechende Reifen montiert haben und wissen was geht und was nicht. Die Bremse der L3 braucht bis das Hinterrad abhebt etwas mehr Kraft, dafür ist sie aber auch feiner und gerade für Anfänger, Grobmotoriker und Ungeübte sehr viel leichter zu handhaben.
Was genau stört dich an der Bremse? Ist der Kraftaufwand am Hebel bis das Hinterrad abhebt zu groß, dann könnte eine andere Bremspumpe zwecks Übersetzung helfen. Hat die Bremse generell nicht genug Biss, dann könntest du Bremsbeläge mit höherem Reibwert probieren. Hast du Probleme mit Fading, dann kann andere Bremsflüssigkeit Abhilfe schaffen. Stört die Position des Hebels, hilft vernünftiges Einstellen meist schon. Ggf. sind aber auch andere Hebel die Lösung. Ist der Hebelweg bis die Beläge an den Scheiben anliegen zu groß, sind vielleicht schwergängige Bremskolben, schief montierte Bremssättel, ein verspannt montiertes Vorderrad, krumme Bremsbelagträgerplatten oder auch verbogene Bremsscheiben Schuld. Bist du auf Moto 2, Moto GP, WSBK, usw. Kurs, heißt die Lösung vielleicht Umstieg auf eine komplett andere Bremsanlage. Die sehr allgemein gehaltenen Ratschläge wie "bau ne andere Pumpe an und alles wird gut" kann ich nur selten nachvollziehen.
Meiner Meinung nach ist die Bremse der L2-L6 schon ab Werk durchaus brauchbar für ein breites Fahrerfeld. Schlecht ist daran nichts, man hat nur versucht den besten Kompromiss zu finden um einen möglichst großen Teil der Kundschaft zufriedenzustellen. Die Serienbeläge von Brembo sind der perfekte Kompromiss zwischen nass, kalt, Straße und trocken, heiß, Rennstrecke. Das Ansprechverhalten ist sehr gut aber präzise dosierbar. Beim Bremsen hat man schon was im der Hand, sobald man aber ernsthaft am Hebel zieht, steigt das Hinterrad zuverlässig und gut kontrollierbar in die Luft. Manche namhafte Instruktoren und Rennveranstalter fahren übrigens auch mit der kompletten Serienanlage. Klar kann man die Bremsleistung noch steigern und alles auf die persönlichen Bedürfnisse abstimmen, schlecht ist das Paket ab Werk aber nicht. In der neuen GSX-R 1000 L7 ist übrigens die gleiche Bremse verbaut, bis auf die 10mm größeren Scheiben. Das Bremsverhalten der L7 ähnelt dem der Vorgängerin dementsprechend sehr stark, was ich auch sehr angenehm finde.